Erziehungstipp: Geschwisterbeziehung, Geschwisterstreit, Konflikte unter Geschwistern, Geschwisterstellung

Geschwister sind etwas ganz Besonderes, denn ihre Beziehung zueinander prägt die meisten Menschen und hält oft ein Leben lang. Diese besondere Beziehung ist jedoch nicht stets ungetrübt. Nicht selten gibt es die heftigsten Konflikte, aber andererseits halten Geschwister auch oft zusammen. Vor allem, wenn es darum geht, die eigenen Interessen gegenüber den Eltern zu vertreten. Eltern können heute weitgehend selbst bestimmen, wie viele Kinder sie haben möchten und nutzen diese Möglichkeiten auch. Die Familiengröße ist kleiner geworden. Dies schränkt jedoch die Entwicklungsmöglichkeiten nicht ein. Wie ein Kind die eigene Familie erfährt, hängt neben den biologischen Anlagen von einer Reihe anderer Faktoren ab. Eine entscheidende Rolle spielen dabei auch die Geschwister. Bedeutend sind somit die Anzahl der Geschwister, der Altersabstand und die Geschwisterposition.

Wenn ein  neues Geschwisterchen kommt

Ein weiteres Kind bringt jede Menge Veränderung in der Familie mit sich. Es dreht sich nun nicht mehr alles um das ältere Kind und das merkt das Kind natürlich auch. Dies kann dazu führen, dass das ältere Kind wieder in ein „Baby-Verhalten“ zurückfällt. Es möchte wieder gestillt werden, beginnt mit Bett nässen oder zeigt psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit (regressives Verhalten). Ist das Baby da, ist die Enttäuschung meist groß. Das Baby schreit, schläft viel und ein richtiger Spielkamerad ist es auch nicht. Ferner kann man beobachten, dass das erstgeborene Kind in seiner Entwicklung eine Weile nicht vorankommt. Die erste Zeit mit dem neuen Familienmitglied stellt für das ältere Kind meist eine große Belastung dar, welche zunächst verarbeitet werden muss. Es ist daher wichtig das Kind auf die Ankunft eines Geschwisterchens richtig vorzubereiten.
Wie können Eltern ihr Kind auf die Geburt eines Geschwisterchens vorbereiten?
  • Lassen Sie Ihr Kind an der Schwangerschaft teilnehmen: Kann es die Bewegungen fühlen?
  • Erzählen Sie Ihrem Kind von der Zeit, als sie mit ihm schwanger waren. Zeigen Sie ihm Fotos, wie es selbst als Säugling ausgesehen hat.
  • Betrachten oder lesen Sie mit Ihrem Kind Bücher zu diesem Thema. Es gibt ausgezeichnete Bücher, die dem Kind Schwangerschaft und Geburt einfühlsam erklären.
  • Beteiligen Sie Ihr Kind an der Vorbereitung: Wo schläft das neue Baby? Wo stellen wir die Wickelkommode hin?
  • Premiumzeit anbieten: Besonders Erstgeborene profitieren nach der Geburt des zweiten Kindes davon, wenn Sie ab und zu die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Elternteils genießen. Wichtig: Lassen Sie möglichst das Kind entscheiden, was unternommen wird und machen Sie aktiv mit!
  • Ist das Geschwisterchen geboren, beteiligen Sie Ihr Kind an der Babypflege. Vielleicht mag es einen eigenen Teddy wickeln, während Sie den Säugling pflegen? Achten Sie aber darauf, dass Ihr Kind nicht zu viel Verantwortung übernimmt.
  • Unterstützen Sie den Kontakt zwischen den neuen Geschwistern. Streicheln, in die Augen sehen, singen... das kleinere Kind wird schnell auf sein älteres Geschwister reagieren und es anlächeln.
Die Art und Weise, wie sich das ältere Kind auf die Geburt des jüngeren Kindes vorbereitet und freut, sagt viel darüber aus, wie die Beziehung zwischen den beiden Kindern in den folgenden Jahren gestaltet wird.

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Geschwister können von einander profitieren

Profitieren können Geschwister beispielsweise indem sie voneinander lernen. Ältere Kinder sind die besten Lehrmeister. Gerade die jüngeren Kinder lernen viele Dinge durch das Vorbild der Geschwister. Ältere Kinder sind oft sehr reif für ihr Alter und übernehmen Verantwortung für die Kleineren. Streiten, sich wieder vertragen, verzeihen und entschuldigen lernen sie gut untereinander. Sie sind praktisch gezwungen sich wieder anzunähern, da sie auf engem Raum leben und die familiäre Verbundenheit stärker ist. Außerdem lernen sie, dass man mit Kompromissen leben kann. Auf der anderen Seite üben sie, wie man sich durchsetzt. Das andere Geschlecht und seine Reaktionsweisen können gelernt werden, wenn die Geschwister unterschiedlichen Geschlechts sind. Die gemeinsame Erziehung und die gemeinsamen Familien- und Umweltverhältnisse führen dazu, dass die Geschwister sehr ähnlich werden. Dies wiederum erleichtert auch das Verständnis füreinander.

Rivalität

Meistens stecken hinter den Streitigkeiten die Rivalität der Geschwister untereinander, das heißt jeder möchte der Liebste sein. Solche Rivalitäten dürfen keinesfalls gefördert werden durch Vergleichen der Kinder untereinander. Jedes Kind ist ein einmaliges Wesen mit seinen eigenen ganz persönlichen Stärken und Schwächen. Rivalität kann aber auch etwas Positives beinhalten. Es kann zu mehr Leistung anspornen. Je jünger die Kinder sind, desto eher entwickelt sich ein Streit. Günstig ist es, wenn das jüngere Kind sich mit den Älteren identifizieren kann und Stolz auf dessen Fähigkeiten ist. Die Rivalität ist umso geringer ausgeprägt, je beträchtlicher der Altersunterschied ist. Liegen drei oder mehr Jahre dazwischen, ist nicht mehr mit nennenswerten Konflikten zu rechnen.

Wie verhalte ich mich am besten, wenn meine Kinder streiten

Mischen Sie sich nicht ein: Bei Streitigkeiten im Kinderzimmer ist meist nicht zu klären, wer Schuld hat. Auch wenn es hoch hergeht, meist sind die Streitigkeiten schnell vergessen. Ausnahmen sind natürlich bewusste Provokationen in Ihrer Anwesenheit, die Zerstörung von Dingen oder, wenn die Auseinandersetzung zu eskalieren droht und Verletzungen zu befürchten sind. Wichtig ist auch, dass ein eigener Freundeskreis für das jeweilige Kind unterstützt wird. Geschwister können miteinander spielen, müssen es aber nicht. Eine Familie mit vielen Kindern ist keine leichte Aufgabe für die Eltern. Es ist nicht leicht, allen Kindern gerecht zu werden. Wichtig ist aber, dass jedes Kind Liebe, Fürsorge und Unterstützung bekommt. Es sollte immer das eigene Entwicklungstempo und die individuelle Eigenart anerkannt werden.

Quellen:
  • Kohnstamm, Rita (2006): Praktische Kinderpsychologie. 4.Auflage. Bern. Hans Huber
  • Weymann, Beate (2008): Geschwister-ihre Beziehung zueinander
  • Eltern im Netz (2008): Geschwister